27.06.2020 – Lange Zeit war es gar nicht sicher, ob die Tour überhaupt stattfinden konnte. Corona hatte bereits zahlreiche Planungen des BWG- und DAV-Kalenders zunichte gemacht und die Unsicherheit in vielen rechtlichen, organisatorischen und persönlichen Bereichen saß einfach noch zu tief. Aber mit der telefonischen Anfrage eines lieben Bergfreundes wuchs zugleich auch wieder neue Vorfreude und der Mut, es einfach einmal wieder zu wagen. Einige weitere Anmeldungen bestätigten mich in meinen Überlegungen und so konnte ich am freitäglichen „Bergschmatz“ (unserem 1. seit Corona) auch alle Anwesenden herzlich zur Familienwanderung auf die Kranzhornalm bzw. den dazugehörigen Gipfel am Folgetag einladen.
Wir trafen uns am SA, pünktlich um 07:30 Uhr wie vereinbart am Parkplatz gegenüber der Inn-Apotheke und fuhren mit 4 PKW unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen, mit Teilnehmerliste und Desinfektionsmittel im Gepäck, unserem Ausgangspunkt dem Wanderparkplatz im unteren Geißgraben in Erl entgegen. Dort wollten wir uns mit 2 weiteren Familien treffen. Die Fahrt verlief reibungslos und wir erreichten unseren Treffpunkt gegen 8:45 Uhr.
Nach herzlicher Begrüßung der weiteren Tourenteilnehmer(innen), nach Klärung der Formalitäten und Anlegen von Schuhwerk und Ausrüstung starten wir mit 23 Personen im Alter zwischen 1 Jahr und 70+ (die jüngste „Selbergeherin“ wird im August erst 3 Jahre alt!) kurz vor 9:30 Uhr zu unserem Primärziel der Kranzhornalm mit dem wunderbaren Biergarten, dem liebevoll angelegten Spielplatz und dem Streichelzoo. Laut Beschilderung sollte unsere Gehzeit beim Aufstieg in etwa 1 Stunde, 15 Min. betragen, die Betonung hierbei liegt allerdings auf „sollte“…Wir begannen unseren Marsch auf einer Forststraße und bereits bei der ersten möglichen und offensichtlichen kleinen Abkürzung ließen sich die meisten Erwachsenen von der unglaublichen Energie und Abenteuerlust unserer Jüngsten anstecken.
Es war einfach so viel schöner, auch einmal über eine Wurzel steigen, einen kleinen Felsen erklimmen und sich unter einem Ast hindurchducken zu dürfen, als nur ewig auf einer Schotterstraße entlang zu trotten. Interessant allerdings wurde es, als jener Traumpfad plötzlich abrupt im Wald endete, so wie es uns an diesem Tag erging. Aber nicht verzagen – wir hatten mehrere Profis mit Handy-GPS und Bergkarten in unseren Reihen. Die Laune war weiterhin hervorragend, die Sonne schien, wir entdeckten einen kleinen Laubfrosch und bahnten uns weiterhin unseren Weg über die Hügel, wohl wissend, dass die nächste Forststraße nicht weit entfernt sein konnte. Als wir diese dann schließlich erreichten, war es schon gegen 10:30 Uhr und wir folgten ihr weiter Berg auf. Die Ausdauer und Begeisterung unserer kleinen Geherinnen und Geher kann an dieser Stelle nicht hoch genug gelobt werden. Natürlich machten sich ob der ungewohnten Anstrengung hier und dort auch mal erste Erschöpfungserscheinungen bemerkbar, aber diese wurden mit kleinen Gummibärchen oder auch mal einem Keks recht schnell wieder überwunden.
Als wir auf dem gegenüberliegenden Berg dann schließlich eine Hütte erkennen konnten, die unserem Ziel doch sehr ähnlich war, begannen wir doch etwas zu zweifeln. Die Konsultierung unserer GPS-Karten ergab unterschiedliche Ergebnisse, so dass ich schließlich versuchte, auf der Suche nach einem Wegweiser der Gruppe etwas vorauszueilen. Groß war die Überraschung, als die Forststraße plötzlich in einem Wendeplatz als Sackgasse endet – und von hilfreicher Beschilderung war weit und breit keine Spur. So blieb uns nichts Anderes übrig, als der Forststraße folgend zurück Richtung Tal zu marschieren. Auf Grund der starken Heterogenität innerhalb unserer Gruppe, beschlossen wir, uns zu trennen. Die Familien mit den größeren Kindern wollten schon einmal vorausgehen und wir mit den kleineren in unserem Tempo hinterher. Gegen 11:45 Uhr erreichten wir schließlich endlich den heiß ersehnten Wegweiser und staunten nicht schlecht, als dieser uns ca. 1 Std. 15 Min. bis zur Kranzhornalm vorhersagte, also exakt so lang´, wie vom Parkplatz aus. Wir berieten uns kurz, wobei die Wünsche unserer jüngsten und unserer ältesten Berggeher(innen) ausschlaggebend waren, und beschlossen dann, dass wir unbedingt unser Ziel erreichen wollten. Nachdem es nun allerdings schon stark auf Mittag zuging, und besonders bei den Babys die Stimmung zu kippen drohte, legten wir zunächst eine kleine Pause ein um uns zu stärken.
Mit neuer Kraft und voll motiviert traten wir dann die letzte Etappe unserer Wanderung an, wobei sich Jede(r) auf etwas Anderes auf der Hütte besonders freute. Nachdem auch die
kräftigsten kleinen Wanderinnen und Wanderer irgendwann mal doch müde Beine bekommen, wechselten sich die Papas und Onkel mit dem Tragen ein wenig ab ebenso wie die Kinder mit dem marschieren. Gerade die Letztgenannten beeindruckten uns Erwachsene trotz steiler Hänge und enger Wege wieder schwer. Mit jedem Wegweiser der unser Ziel näher rücken ließ wurde unsere Vorfreude immer größer und als wir oben endlich aus dem Wald heraus die Almwiese erreichten, waren Alle erschöpft aber glücklich. Die Sonne lachte aus voller Kraft und der Himmel zeigte sein wunderbarstes Blau. Und auf der Hütte kam die ganze Gruppe ca. um 13:30 Uhr wieder zusammen.
Nun war es aber auch für uns Zeit für die große Stärkung: Radler, Almdudler, Hollerschorle, Spezi, Wasser, … für die Durstigen, Kaiserschmarrn, Almkröstel, Kaaspressknödel, Ei mit Speck, Würstel, Kraut, … für die Hungrigen – und als Nachtisch Kaffee, Eis und Kuchen.
Schwer zu glauben, aber wahr: Das Beste sollte noch folgen!! Diejenigen, die bereits eher auf der Hütte waren entschlossen sich noch auf den unverwechselbaren Kranzhorn-Gipfel mit den 2 Gipfelkreuzen zu gehen und die kleineren Kinder konnten gesättigt und mit neuer Kraft endlich Spielplatz und Streichelzoo genießen.
Nachdem sich Alle ausgiebigst gestärkt und ausgeruht hatten und nachdem der Großteil der „Gipfelstürmer“ (die ganz Schnellen hatten sich bereits einige Zeit vorher von der Restgruppe verabschiedet) wieder zurück an der Hütte angelangt war, beschlossen wir uns ca. 16:15 Uhr auf den Heimweg zu machen – diesmal ausschließlich auf dem gut beschilderten und kürzesten Pfad, den wir finden konnten. Und auch beim Abstieg gabs keine Zeit für Langeweile und Monotonie. Da mussten an jedem noch so kleinen Felsen spektakuläre Kletterfotos geschossen werden, da wurden Kühe aus sicherer Entfernung bewundert und jede Viehtränke und jeder Brunnen wurde als willkommene Gelegenheit zur Abkühlung zelebriert.
Aber auch der schönste Bergtag muss einmal zu Ende gehen. Und so war es etwa 17:30 Uhr als wir glücklich und Alle sehr erschöpft den Parkplatz wieder erreichten.
Als Organisator war und bin ich glücklich und dankbar, dass ich ausschließlich positive Rückmeldung erhalten habe. Ein Vater meinte sogar, ohne unsere kleine „Erkundungstour“ im Wald, wäre die Tour für seine, schon etwas älteren Kinder fast etwas zu kurz gewesen.
Wir hatten einen Traumtag am Kranzhorn, absolutes Kaiserwetter und eine absolut geniale Gruppe, innerhalb derer man gut miteinander ratschen und lachen konnte. Und besonders danken wir unser´m Herrgott, dass er uns den ganzen Weg über begleitet und beschützt hat und dass wir Alle wieder gesund nach Hause gekommen sind.
Bericht & Fotos: Andreas Fischer