Immer dieser Gegenanstieg: Der weite Weg zum Zillertaler Belohnungsbier über Schrammacher und Olperer
03.07.2020 bis 05.07.2020 – Zwei hohe Zillertaler standen auf der Agenda von 14 Hochtourengehern der Sektion Mühldorf Anfang Juli. Mit dem Schrammacher (3411) und dem Olperer (3476) fiel die Wahl auf Berge, die nur über lange Gratklettereien zu erreichen sind. Dabei galt es, die meisten Passagen seilfrei zu bewältigen, immerhin im zweiten und dritten Schwierigkeitsgrat mit manchmal fesselndem Tiefblick. Dazu weite Gletscher und lange Zustiege: Das Hochtourenwochenende, angeboten von Theresa und Markus Honervogt, forderte den komplette Bergsteiger und die Bergsteigerin.
Kurz ist der Aufstieg vom Schlesag-Stausee zur Olpererhütte, die durch ihre Lage und den Tiefblick aus dem verglasten Gästeraum anziehend wirkt. Dichter Nebel und leichter Regen verhindern an diesem Freitagabend aber den Genuss, so dass nach dem Abendessen und der Verteilung auf die Lager nur die Hoffnung auf besseres Wetter am nächsten Tag bleibt.
Der Schrammmacher: 1847 erstbestiegen, hat heute eher wenige Besucher, seine markante Pyramide präsentiert sich nach allen Seiten abweisend – und ist es auch. Von der Olpererhütte ist der Zustieg sehr weit, schon nach knapp einer Stunde ist auch dem Letzten klar, dass nachmittags ein wenig spaßiger, fast 150 Meter hoher Gegenanstieg den Weg zum Belohnungsbier massiv erschweren würde. Über Schrofengelände geht es auf den Gletscher, in drei Seilschaften bis an den Fuß des Südgrats, der zunächst über sehr steilen Firn, später durch ein heikles Bröselcouloir zu gewinnen ist. Weiter geht es mit reichlich Luft unter den Sohlen mal rechts mal links vom Grat Richtung Gipfel, auf dem gegen 12 Uhr 14 Bergsteiger der Sektion Mühldorf aufgereiht über dem Abgrund sitzen, um die verdiente Brotzeit zu genießen.
Als kleine Mutprobe erweist sich der Abstieg, gilt es doch den Grat nach halber Strecke über eine nicht sehr ermutigend aussehende Randkluft zu verlassen, um so das noch sehr gut eingeschneite Stampflkees zu erreichen. Alle 14 schaffen sich rutschend und springend in den Firn, über den es gut und sicher zurück zum Zustieg und dem besagten, schier unendlichen Gegenanstieg geht. Dass zwei Grüppchen ratschend einen Abzweig verpassen und ein paar Meter zusätzlich drauf legen, zeigt, dass noch keiner am Anschlag ist.
Deshalb fällt nach dem Abendessen die einstimmige Entscheidung: Morgen greifen wir auch den Olperer an. Höher, bekannter und populärer kann er mit seinem entschärften Nordgrat dem wilden Schrammacher nicht das Wasser reichen. Erneut seilfrei klettert die Gruppe den relativ festen Gneis empor, stets unterstützt von Entenfüßen. Diese an schwierigen Passagen großzügig montierten Stahlklammern machen die Tour deutlich kommoder, so dass die Kletterei zu einem echten Genuss wird. An der Schlüsselstelle ist ein kräftiger und schneidiger Boulderzug gefragt, andere Passagen sichern die Übungsleiter zusätzlich durch ein Fixseil.
Weniger Spaß an unserer Tour hat eine Bergführerseilschaft, die den Gipfel über den Riepengrat erklimmt. Ihnen bleibt der kleine Gipfel verwehrt, den 14 Mühldorfer mit ihrer gesamten Brotzeit-Ausrüstung besetzt halten.
Abwärts geht es unterhalb des Grates in der bereits im vergangenen Jahr an der Hochalmspitze ausprobierten Po-Rusch-Technik, dank der die Firnfelder des Abstiegs schnell überwunden werden. Spektakuläre Sprünge, manch blauer Fleck, nasse Hosen und der eine oder andere Riss im Gewand bleiben erträgliche Begleiterscheinung.
Kurz vor der Hütte dürfen noch einmal alle staunen. Etwas abseits vor einer kleinen Hängebrücke stauen sich Dutzende Menschen. Geduldig warten sie, bis sie einen der wichtigsten Fotopunkte der Alpen betreten dürfen. Auf Instagram sind die Ergebnisse zu bewundern. Unsere Gruppe belohnte sich lieber mit einem Zillertaler, Suppe und Kuchen, bevor es zurück ins Tal geht.
Der „Insta-Spot“… …und der Ausblick
Wer wirklich spektakuläre Instagram-Bilder und -Videos vom Olperer-Abstieg sehen will: Schaut mal auf Instagram vorbei, in den Story-Highlights finden sich einige kurze Videos vom Auf- und Abstieg..
Bericht: Markus Honervogt
Bilder: Markus Honervogt, Jonas Steinmaier